Nahaufnahme des Ausstellungskatalogs der Jahrtausend-Ausstellung, der aufgeschlagen auf einem Tisch liegt. Das Kapitel "Juden und Judentum in Rheinland" ist aufgeschlagen und zeigt eine Auflistung der Vitrinen mit Judaika-Objekten.

Wo kommen die Objekte her? Provenienzforschung zu Judaica-Objekten

MiQua wird überwiegend archäologische Funde zeigen, die am Ort selbst ausgegraben wurden. In der Fortführung der Dauerausstellung zur jüdischen Geschichte und Kultur bis in die Gegenwart werden jedoch vor allem Leihgaben anderer Museen ausgestellt, aber auch Schenkungen oder vereinzelnt Ankäufe von Objeken mit Bezug zu Köln. Bei diesen Objekten ist eine sorgfältige Klärung der Herkunft von großer Wichtigkeit. Nicht selten stammen nämlich Objekte aus Zwangsenteignungen oder Beschlagnahmungen, bei denen die legitimen Nachfahr*innen der Geschädigten nie Kenntnis von den weiteren Verkäufen der Objekte erhielten.



Ein schwarz-weiß Foto einer Anzeige in einem Adressbuch: "Herm. Feit. Antiquitäten Münzen, Medaillen. unter Goldschmied 58."

Hermann Feit betrieb in Köln eine Kunst- und Antiquitätenhandlung. Er verkaufte verschiedene Objekte an das Rheinische Museum, wie etwa einen Hochzeitsring. Ein Jahr nach der Schließung seines Geschäfts 1938 rettete sich Hermann Feit mit seiner Familie nach Florida. Bildnachweis: Grevens Adressbuch von 1935.

Eine besondere Sammlung in Köln

Hierzu zählt beispielsweise eine Auswahl an Judaica-Objekten aus dem Kölnischen Stadtmuseum. Diese Sammlung wurde in den 1920er Jahren angelegt und hat die NS-Zeit weitestgehend überdauert. MiQua versucht, die Geschichte und Herkunft dieser und anderer Objekte in der Ausstellung zu erforschen. Hier wird insbesondere die Frage nach den Händler*innen gestellt, die die Objekte an das damalige Projekt eines Rheinisches Museum verkauften. Sie waren für das "Rheinische Museum" vorgesehen, das jedoch nie realisiert wurde.

Schwarz-weiß Foto eines Ausschnitts der Jahrtausend-Ausstellung. Der Raum zeigt mehrere Vitrinen, in denen Judaica Objekte ausgestellt werden. An der Wand hängt ein Tora-Vorhang.

Ausschnitt Ansicht Raum 36 mit der Abteilung „Juden und Judentum im Rheinland“ im Rahmen der Jahrtausend-Ausstellung der Rheinlande 1925. Foto: Historisches Archiv der Stadt Köln mit Rheinischem Bildarchiv, rba_mf009755

Judaica vor 1933. Und heute?

Ein anderer Schwerpunkt in der Provenienzforschung widmet sich den Objekten, die in den letzten 100 Jahren in Kölner Ausstellungen zu jüdischem Leben gezeigt wurden. Wer waren die Leihgeber*innen? Hat es Sammlungen vor 1933 gegeben, die in der NS-Zeit geraubt wurden oder verloren gingen? Wo befinden sich die Objekte heute?



Ein altes Knabenfahrrad, das in altem Zeitungspapier eingewickelt ist.

Sorgsam verpackt: Dieses Fahrrad hat ein jüdischer Junge wahrscheinlich 1936 seinem Freund zur Aufbewahrung gegeben. Er hat es niemals abgeholt. Es erzählt von der Verfolgung und dem Schicksal jüdischer Familien und deren Eigentum. Foto: Christiane Twiehaus / MiQua

Ein Fahrrad erzählt Geschichte

Ein besonderes Objekt, dessen Geschichte noch intensiv recherchiert wird, schenkten die MiQua-Freunde e.V. dem Museum: Eingewickelt in das Stuttgarter Tageblatt vom 17.8.1936 stand das Kinderfahrrad der Firma Starkenburg. Ludwig Bauer&Co. im Keller eines Apothekers in Süddeutschland. Als Junge verpackte der spätere Apotheker das Rad gemeinsam mit seinem jüdischen Freund und sollte diesen wertvollen Besitz für ihn aufbewahren. Es vergingen fast 80 Jahre. Der Freund kam nie zurück. So die Erzählung, welche MiQua prüft und eingehend nach den Beteiligten und ihren Schicksalen forscht.

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