Hebräische Manuskripte, oder: Wer erzählt Geschichte?
Viele der hebräischen Manuskripte aus dem Mittelalter sind nicht übersetzt. Das Ziel von MiQua ist es, den Kölner Alltag im jüdischen Viertel durch hebräische Überlieferungen sichtbar zu machen.
Viele der hebräischen Manuskripte aus dem Mittelalter sind nicht übersetzt. Das Ziel von MiQua ist es, den Kölner Alltag im jüdischen Viertel durch hebräische Überlieferungen sichtbar zu machen.
Geschichte ist vielfältig und hat mehrere Perspektiven, die berücksichtigt werden müssen. Anders als heute, wo alles und überall online geteilt wird, jeder und jede freiwillig oder unfreiwillig sichtbar ist, sind Zeug*innen früherer Zeiten seltener. Und sie werden weniger, je weiter wir zurückgehen. Egal, ob es sich um Mensch oder Objekt handelt. So arbeiten Historiker*innen mit den Dingen, die erhalten sind – wohlwissend, dass es nur ein Teil dessen ist, was war. Es liegt in der Verantwortung von Museumskurator*innen, alle überlieferten Stimmen hörbar und alle Perspektiven nachvollziehbar zu machen. Oder aber das Schweigen zu benennen. Wie im Fall des Pest-Massakers von 1349 in Köln, wozu uns keine jüdische Quelle überliefert ist.
Für MiQua ist es ein selbstverständliches Anliegen, die vielfältige hebräische Überlieferung zum Kölner jüdischen Alltag im Mittelalter in Ausstellungen und Veranstaltungen sichtbar zu machen. So wird jüdisches Leben auch mit einer jüdischen Perspektive erzählt. Denn das Leben war mehr als eine Aneinanderreihung von Schutzbriefen, Ratsbeschlüssen und Kaufverträgen – ein Eindruck, den man sehr schnell bekommt, wenn man nur auf die nichtjüdische Überlieferung zurückgreift.
Viele der hebräischen Manuskripte aus dem Mittelalter sind weder transkribiert noch übersetzt. Es erfordert nicht nur das Wissen, welche Art von Texten relevant sein könnten, sondern auch die Fähigkeit, diese Texte lesen zu können. Im Rahmen einer ersten Untersuchung konnte bereits eine größere Anzahl an Texten zusammengetragen werden. Sie eröffnen uns einen einmaligen Blick in den Alltag des Kölner jüdischen Viertels.