Bei den Ausgrabungen am Kölner Rathausplatz kamen nahezu 500 beschriftete Schiefertafeln zutage. Die meisten stammen aus dem Schutt des Pogroms von 1349 und sind zum Teil rot und weiß verbrannt. Einige sind in späteren Latrinen oder Abfallgruben erhalten geblieben.
Notizen aus dem mittelalterlichen Alltagsleben
Die Schiefertafeln geben einen einzigartigen Einblick in den Alltag der Einwohner. Zu den Funden gehören neben Schreibübungen und Konzepten für eine illuminierte Handschrift, Spielsteinen und einer alt-jiddischen Rittererzählung vor allem Namenslisten, die auf finanzielle Transaktionen hinweisen. Die Tafeln sind zudem eine wesentliche Quelle für Alltagsschriftlichkeit unter Juden im Mittelalter.
Ein Projekt der Goethe-Universität Frankfurt
Die Erforschung dieses beeindruckenden Corpus ist ein Projekt des Instituts für Judaistik der Goethe-Universität Frankfurt am Main unter der Projektleitung von Prof. Dr. Elisabeth Hollender und der Mitarbeit von Dr. Malin Drees und Maximilian Holfelder.
Im Projekt werden die Tafeln beschrieben, transkribiert und übersetzt sowie ihr Hintergrund recherchiert. Insbesondere die Namen können mit vorhandenen Quellen aus Köln abgeglichen werden. Die Ergebnisse des Projekts werden in der Reihe Monumenta Palaeographica publiziert werden.
Weiterführende Informationen zu dem Projekt der Goethe Universität.
Ein erster Einblick - Beiträge zur rheinisch-jüdischen Geschichte
In Heft 11 der Beiträge zur rheinisch-jüdischen Geschichte, die von den MiQua-Freunden e. V. herausgeben werden, konnten bereits 2020 Malin Drees und Max Holfelder anhand einer Schiefertafel die Bedeutung des Fundes für die Rekonstruktion des Alltags im Kölner jüdischen Viertel des Mittelalters aufzeigen. Das Heft steht hier zum Download bereit.
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