Die Nahaufnahme einer Seite aus dem Amsterdam Machsor zeigt eine Illumination mit Goldbuchstaben am unteren Bildrand.

Jüdisches Leben in Köln

Im ersten Obergeschoss des Museums wird die Dauerausstellung zum jüdischen Leben fortgeführt, von 1424 bis in die Gegenwart. Hier stehen drei Leitgedanken im Fokus, die ebenso für die Ausstellung im Archäologischen Rundgang gelten: Unterschiedliche Perspektiven kommen zu Wort, die Menschen sind wesentlicher Bestandteil der Ausstellungserzählung und das Museum lebt von dem Ort, an dem es steht.


Eine Schiefertafel wird vor einem hellgrauen Hintergrund präsentiert. Auf der Schiefertafel sind Wörter und Linien reingeritzt, die zusammen eine Namensliste darstellen.

Schiefertafel mit Namensliste. Foto: Stefan Arendt / LVR-ZMB

Die Ausgrabungen des mittelalterlichen jüdischen Viertels

Die Ausgrabungen des mittelalterlichen jüdischen Viertels bieten einen einzigartigen Einblick in jüdische Lebenswelten aus 400 Jahren in Köln. Die archäologischen Funde, die Reste der Gemeindebauten und Wohnhäuser zeigen das Leben inmitten der Stadt. Dies reicht von einem engen Miteinander der Stadtbevölkerung bis hin zu katastrophalen Ereignissen, wie den Massakern an der jüdischen Gemeinde 1096 im Zuge des ersten Kreuzzuges und während des Pestpogroms 1349. Diese Spuren lassen sich am Ort und anhand der archäologischen Objekte ablesen und vermitteln. Doch auch die Geschichten der Menschen, die hier gelebt haben, spielen eine zentrale Rolle in der Ausstellung. Zahlreiche überlieferte hebräische Schriften aus dem Mittelalter erzählen vom Alltag im Viertel und seinen Einwohner*innen. Durch sie werden die Besuchenden die Geschichte des Ortes aus unterschiedlichen Perspektiven kennenlernen, jüdischen und nichtjüdischen.

„Jüdisches Leben im Mittelalter war mehr als eine Aneinanderreihung von Schutzbriefen, Ratsbeschlüssen und Kaufverträgen.“
Dr. Christiane Twiehaus
Leiterin der Abteilung für jüdische Geschichte und Kultur

Hebräische Schrift in einem mittelalterlichen Buch, dem Amsterdam Machsor. Die hebräischen Schriftzeilen werden von kunstvollen Illuminationen und Schriftzügen in Blattgold ergänzt. Amsterdam Machsor, ca. 1250, © Joods Historisch Museum, Amsterdam und Landschaftsverband Rheinland (2017 erworben durch das Joods Historisch Museum, Amsterdam und den Landschaftsverband Rheinland mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder, der Ernst von Siemens Kunststiftung, der Kulturförderung des Landes Nordrhein-Westfalen, der C.L. Grosspeter Stiftung, des Rheinischen Sparkassen- und Giroverbandes sowie der Sparkasse KölnBonn, der Kreissparkasse Köln, der Bank Giro Loterij, des Ministerie van Oderwijs, Cultur en Wetenschap, des Mondriaan Fonds und der RSB Stiftung). Foto: Klaus W. Schmidt


Ein altes Knabenfahrrad, das in altem Zeitungspapier eingewickelt ist.

Sorgsam verpackt: Dieses Fahrrad hat ein jüdischer Junge wahrscheinlich 1936 seinem Freund zur Aufbewahrung gegeben. Er hat es niemals abgeholt. Es erzählt von der Verfolgung und dem Schicksal jüdischer Familien und deren Eigentum. Foto: Christiane Twiehaus / MiQua

Ausstellung im Obergeschoss: Jüdisches Leben in Köln ab 1424

Die Ausstellung wird im Obergeschoss des Museums weitergeführt und umfasst die Zeitspanne 1424 bis zur Gegenwart. Sie legt in ihren drei Themenbereichen Wert darauf, persönliche Erfahrungen und Zeugnisse darzustellen, durch Menschen, Objekte und Orte. Dadurch eröffnet sich die Möglichkeit, jüdisches Leben in Köln aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und zu verstehen.


Einblick in die Jahrtausend-Ausstellung der Rheinlande mit der Abteilung "Juden und Judentum im Rheinland". Im Raum stehen verschiedene Vitrinen, in denen Judaica ausgestellt werden. An den Wänden hängen verschiedene Bilder. Im Vordergrund steht eine Menora an einer Säule.

Die Jahrtausend-Ausstellung der Rheinlande 1925 in Köln mit der Abteilung „Juden und Judentum im Rheinland“, die der Kölner Rabbiner Adolf Kober zusammen mit der Kunsthistorikerin Elisabeth Moses betreute. Viele der gezeigten Objekte sind heute nur noch durch den Ausstellungskatalog bekannt, weil sie während der Schoa verlorengingen. Foto: Historisches Archiv der Stadt Köln mit Rheinischem Bildarchiv, rba_009757.

Teil 1: Die letzten 100 Jahre Sammlungsgeschichte von „Jüdischem“ in Köln

Der erste Ausstellungsteil wirft einen Blick auf die letzten einhundert Jahre Ausstellungs- und Sammlungsgeschichte von „Jüdischem“ in Köln. Die hier zu sehenden zahlreichen Objekte sind nicht nur Zeugen der Vergangenheit, sondern auch Vermittler von Geschichte(n) und Identitäten. Die Motivationen hinter den insgesamt sieben Sammlungen und Präsentationen seit 1914 reichen von der Bewahrung kultureller Traditionen bis hin zur Auseinandersetzung mit historischen Ereignissen. Hierbei kommen Ausstellungsmacher*innen und Sammler*innen selbst zu Wort.


Abbild des Künstlers David Levy Elkan, der an einer Staffelei steht und etwas zeichnet. Er trägt ein langes Gewand.

Der Künstler David Levy Elkan wurde in der Bürgerstraße, also im ehemaligen jüdischen Viertel in Köln geboren. Er gründete eine Lithografie-Werkstatt und ist bis heute für seine prachtvollen Kunstblätter in Steindruck bekannt. Elkan engagierte sich politisch und gesellschaftlich. Zu seinen wichtigsten Auftraggebern gehörte die katholische Kirche. Foto: Historisches Archiv der Stadt Köln mit Rheinischem Bildarchiv, rba_mf167842.

Teil 2: Jüdische Geschichte in Köln seit 1424 aus biografischen Perspektiven

Der zweite Ausstellungsteil nähert sich der jüdischen Geschichte seit 1424 aus biografischen Perspektiven. Etwa durch Cilli Marx, eine engagierte Lehrerin und Mitautorin der interkonfessionellen "Domfibel". Der Dombaumeister Ernst Zwirner setzte mit der Synagoge Glockengasse 1861 ein Wahrzeichen Kölns, das vielfach in Ansichten und Postkarten dargestellt wurde - bis zur Zerstörung 1938. Das Ehepaar Stern symbolisiert die Wiederkehr jüdischen Lebens in Köln nach der Vertreibung 1424. Sie erhielten als erste jüdische Bewohner*innen im Jahr 1798 die Erlaubnis, sich in der Stadt niederzulassen. Diese und viele weitere Biografien veranschaulichen die Vielfalt jüdischer Erfahrungen.

Video: Die Geschichte von Hans David Tobar

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Drei Steinfiguren am Rathausturm in Köln. Die Figur links trägt eine runde Brille und einen Zylinderhut. Die Figur in der Mitte trägt eine Rolle. Die Figur rechts im Bild hat eine weitere, kleinere Figur vor sich und trägt eine Rolle, auf der "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" steht.

Steinerne Figuren am Rathausturm Köln (2009), dargestellt sind von links nach rechts der deutsch-französische Komponist und Begründer der modernen Operette Jacques Offenbach (1819-1880), der Unternehmer und Politiker Gustav von Mevissen (1815-1899) und der deutsch-jüdische Philosoph, Schriftsteller und Politiker Moses Hess (1812-1875, auch Moritz Heß). Copyright: Spekking, Raimond / CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons.

Teil 3: Interaktiver, digitaler Stadtrundgang zu jüdischen Orten in Köln

Anhand eines interaktiven, digitalen Stadtrundgangs im dritten Ausstellungsteil können Besuchende die Orte in Köln entdecken, die Teil der jüdischen Geschichte und Gegenwart sind oder die als jüdisch definiert werden. Unterschiedliche Personen führen die Besuchenden dabei virtuell durch Köln, sie verbinden das Museum mit der gegenwärtigen Stadt.

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