Die Anfänge – Archäologische Entdeckungen (1950er bis 1990er Jahre)
Archäologische Ausgrabungen im Bereich des Kölner Rathausplatzes in den 1950er Jahren, Historisches Archiv mit Rheinischem Bildarchiv (rba_059651)
Bereits in den 1950er Jahren begannen erste archäologische Ausgrabungen im Bereich des Kölner Rathausplatzes, bei denen Überreste des römischen Praetoriums, des mittelalterlichen jüdischen Viertels und des christlichen Goldschmiedeviertels entdeckt wurden. Die archäologischen Schichten illustrieren die gesamte 2000-jährige Stadtgeschichte und die städtebauliche Entwicklung des Kölner Rathausviertels. Sie, legten den Grundstein für die Idee eines Museums, das diese Schätze zugänglich macht. Mit dem Neubau des Rathauses, des Spanischen Baus, wurde der nördliche Teil des römischen Praetoriums ab 1960 unterirdisch zugänglich gemacht.
Ab den 1990er Jahren wollte man die archäologischen Entdeckungen um das Praetorium und das mittelalterliche jüdische Viertel in ein größeres Museum integrieren. Das Konzept sah die Verbindung dieses erweiterten archäologischen Rundgangs durch 2000 Jahre Stadtgeschichte mit dem Neubau eines Jüdischen Museums vor.
Die Planungsphase (2006–2015)
Im Jahr 2006 begann die offizielle Planung des Museums unter dem Namen „Archäologische Zone und Jüdisches Museum Köln“. Der entscheidende Meilenstein war der Abschluss eines internationalen Architekturwettbewerbs 2008, den das Architekturbüro Wandel Lorch Götze Wach gewann. Ihr Entwurf überzeugte durch die innovative Verbindung einer modernen Museumsarchitektur mit den archäologischen Funden. Dabei funktioniert das Museumsgebäude wie ein großer hallenartiger Schutzbau über der Archäologie. Der Museumsbau überdeckt das Gemeindezentrum der mittelalterlichen jüdischen Gemeinde. Andere Grabungsbereiche im Norden werden vom Spanischen Bau überdeckt, im Süden von einer Betondecke. Die Planungsphase war geprägt von der Ausarbeitung eines umfassenden Konzeptes, das sowohl den Schutz der archäologischen Denkmäler als auch eine moderne Ausstellungstechnologie gewährleisten sollte.
Eine 3D-Visualsierung der Synagoge im zukünftigen Museum. Foto: Wandel Lorch Götze Wach
Vor dem Baubeginn und den Tiefbauarbeiten wurden bereits große Bereiche der archäologischen Befunde testweise freigelegt. Damit konnten Informationen über den Baugrund und die nötigen Gründungsarbeiten und die Baustatik gewonnen werden. Mit dem Baubeginn 2015 starteten umfangreiche archäologische Grabungen und Erdarbeiten. Rund 5.000 Kubikmeter Erde wurden bewegt, um Platz für die unterirdischen Ausstellungsräume und den Besucherrundgang zu schaffen. Die Sicherung der Fundamente erfolgte durch den Einsatz von 393 Bohrpfählen, die bis zu 36 Meter in den Boden reichten. Sie fassen den archäologischen Rundgang mittels einer verschnittenen Bohrpfahlwand ein. Diese Phase war entscheidend, um die Stabilität der Konstruktion zu gewährleisten, Wassereinbruch zu verhindern und den Schutz der empfindlichen Denkmäler zu sichern.
Die Baustelle von MiQua in 2017. Foto: Michael Jakobs/LVR
Sicht auf die Baustelle und die Bohrpfahlwände in 2017. Foto: Michael Jakobs/LVR
Hochbau und technische Installationen (2018–2021)
Nach Abschluss der Tiefbauarbeiten begann die Errichtung der sichtbaren Struktur. Das Rautentragwerk, eine einzigartige Konstruktion aus Stahlrauten, bildet ein markantes visuelles Element des Museums. Es ist Teil einer Stahlfachwerkkonstruktion, die die gesamte Statik des Gebäudes aufnimmt und im Gebäudeinneren weitere Stützen überflüssig macht. Die Fassade wird als sogenannte Vorhangfassade aus Natursteinplatten gefertigt und auf das Stahlfachwerk montiert. Die Beleuchtung des Gebäudes erfolgt über transluzente und durchsichtige Glaselemente im Erdgeschoßbereich sowie über vertikale Fensterbänder im Obergeschoß. Damit sind auch Einblicke von außen in die archäologischen Schichten möglich. Die technischen Installationen sind überaus beeindruckend: allein 19,2 Kilometer Elektroinstallationen und 6,6 Kilometer Heizungsrohre wurden verlegt, um eine optimale Klimatisierung und Beleuchtung zu garantieren. Die Grundsteinlegung erfolgte 2018, parallel zur Fertigstellung der ersten Betonarbeiten.
Am Tag der Grundsteinlegung. Im Foto zu sehen von links nach rechts: Armin Laschet, Henriette Reker, Professor Dr. Jürgen Wilhelm, Wolfgang Lorch. Foto: KW Schmidt
Die Baustelle 2019 im Schnee. Foto: Michael Jakobs/LVR
Die ersten Teile der Stahstruktur werden in 2020 errichtet. Foto: Jasmin Anilgan/LVR
Herausforderungen und Verzögerungen (2021–2024)
Die Bauarbeiten stießen auf zahlreiche Probleme, die der Komplexität des Baugrundes und der Baukonstruktion geschuldet sind. So verzögerten sich die Stahlbauarbeiten erheblich und machten zwischenzeitlich eine Neuausschreibung des Gewerkes nötig. Die Arbeiten an der Elektro- und Nachrichtentechnik führten ebenfalls zu gravierenden Verzögerungen und Nachbesserungen. Zudem stiegen die Baukosten von ursprünglich 51,8 Millionen Euro auf inzwischen 190 Millionen Euro an. Die Anforderungen an den unterirdischen Ausstellungsbereich sind allerdings auch sehr hoch und komplex. So wird der Besuch des Museums vollständig barrierefrei möglich sein. Die Verbindung des neuen Museumsbereichs im Süden mit dem Jüdischen Viertel und dem älteren Bereich des Praetoriums ist nun eine organisch gewachsene Inszenierung von 2000 Jahren Stadtgeschichte. Zudem wurde die Ausstellung nahtlos in diesen mehr als 600 m langen Museumsrundgang eingepasst – mit Vitrinen, analogen und digitalen Modellen, Rekonstruktionen, Großgrafiken, Mitmachstationen für alle Sinne und vielem mehr. Dazu kommt ein Museumspädagogisches Zentrum im Spanischen Bau, das über einen direkten Zugang zur Ausstellung verfügt.
Die Stahlstruktur wird größer in 2021. Foto: Jasmin Anilgan/LVR
Die ersten Teile der Rautentragwerks werden geliefert. 2023. Foto: Michael Jakobs/LVR
Die ersten Teile des Rautentragwerks sind in der Stahlkonstruktion eingesetzt. 2023. Foto; Michael Jakobs/LVR
Das Rautentragwerk ist im Erdgeschoss eingesetzt. Im oberen Geschoss wird die Stahlkonstruktion weitergebaust. Foto: Michael Jakobs/LVR
Die Baustelle im Schnee. 2024. Foto: Michael Jakobs/LVR
Die Pyramiden-artige Strukur des Dachs ist zu sehen. Die ersten Teile der Fassade sind eingesetzt. 2024. Foto: Luzie Ronkholz/LVR
Aktueller Stand und Ausblick (2025–2028)
Bis 2024 wurde die oberirdische Stahlkonstruktion fertiggestellt. Die Eröffnungsperspektive sieht vor, dass das Gebäude Ende 2027 vom Bauherren, der Stadt Köln, an den LVR übergeben wird. Nach einer Testphase soll das Museum 2028 eröffnet werden. In dieser Testphase sollen insbesondere die klimatischen Bedingungen und die Klimastabilität des Museums getestet und eingestellt werden.
Die Fassade ist fertig installiert. 2024. Foto: Luzie Ronkholz/LVR
Blick auf die Fassade Anfang 2025. Foto: Luzie Ronkholz/LVR
Die Architektur des MiQua
Die Architektur des MiQua spiegelt das Konzept der „Schichtung“ wider. Das Museum erhebt sich stützenfrei über den archäologischen Funden, wodurch eine schützende und lichtdurchflutete Atmosphäre entsteht. Stahl, Glas und Naturstein wurden als Materialien gewählt, um Stabilität, Transparenz und Schutz der historischen Funde zu gewährleisten.
Die Geschichte des MiQua-Baus ist ein Zeugnis für die Herausforderungen und Möglichkeiten eines ambitionierten Kulturprojekts. Das MiQua wird nicht nur die Vergangenheit bewahren, sondern auch ein Ort der Begegnung, Bildung und Inspiration sein. Dazu trägt auch seine stadtbildprägende Architektur und die Lage im Herzen der Stadt Köln bei. MiQua ist einer der wichtigsten Vermittlungsorte und Kulturinstitutionen der Via Culturalis.