Nahaufnahme eines Fundaments und Nahaufnahme des aufgehendes Tuffsteinmauerwerks des Oktogon des römischen Statthalterpalasts (Praetorium) im unterirdischen Rundgang von MiQua.

Ausgrabungen im Kölner Praetorium

Die archäologischen Fragmente des Praetoriums, Statthalterpalast und Zentrum römischer Herrschaft am Rhein, sind in Ihrer Größe und Vollständigkeit einmalig. Seit dem 16. Jahrhundert fanden sich immer wieder Spuren des Kölner Praetoriums, die bei Bodenarbeiten im Herzen der Stadt direkt neben und unter dem historischen Rathaus zutage traten.


Schwarz-Weiß-Fotografie aus der Vogelperspektive: Eine historische Aufnahme der Ausgrabungen im Praetorium, dem römischen Statthalterpalast in Köln. Erkennbar ist eine offene Grabung mit Mauerwerken und einem Oktogon.

Historische Aufnahme der Ausgrabungen des Praetoriums durch Otto Doppelfeld. Foto: Römisch-Germanisches Museum der Stadt Köln.

Die Geschichte der Ausgrabungen

Große Teile des Statthalterpalastes wurden zwischen 1953 und 1956 vor dem Neubau des Rathauses ausgegraben. Der nördliche Teil wurde unter einem Schutzbau konserviert und fortan als Praetorium der Öffentlichkeit präsentiert. Kleinere Grabungen fanden in den 1960er und 1970er Jahren statt. Seit 2007 erfolgten in Vorbereitung für MiQua dann wieder ganzjährige, großflächige Ausgrabungen, die bis heute andauern.

Video: Was ist das Praetorium?

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„Schon 1953 eine archäologische Sensation, heute nicht minder."
Prof. Dr. Sebastian Ristow
Kurator für die Archäologie des 1. Jahrtausends

Die Fundamente des zentralen Saals des Praetoriums. Zu sehen sind römische Mauern im unterirdischen Rundgang von MiQua. Der zentrale Saal des Praetoriums. Foto: Axel Thünker, DGPh.

Eine digitale Rekonstruktion des Praetorium, dem römischen Statthalterpalast in Köln. Das Praetorium ist mit orangenen Dächern und weißen Mauern rekonstruiert. Das Praetorium wird von einer grauen Mauer eingegrenzt.

Rekonstruktion des Praetoriums, Phase 4. Copyright: Zsolt Vasáros (Narmer architecture, Budapest) / Gábor Nagy (Ungarn)

Forschung am Praetorium

Bereits die Ausgräber Otto Doppelfeld und Gundolf Precht forschten zu den unterschiedlichen Bauphasen des Praetoriums. Sie entwickelten ein Phasenmodell vom 1. Jahrhundert (Bau I) bis zum frühen 4. Jahrhundert (Bau IV), das zwei vollständige Neubauten III und IV einschließt. Felix Schäfer hat diese Bauabfolge und Datierung 2014 noch einmal präzisiert. Die Ergebnisse der neuen Grabungen seit 2007 fließen sukzessive in die laufende Forschung der Archäologischen Zone/Stadt Köln und MiQua ein.


Die Grafik zeigt eine digitale Rekonstruktion des Praetoriums in der Bauphase 4. Das Praetorium wird aus der Vogelperspektive präsentiert, sodass die orangenen Dächer und die weißen Mauern des Praetorium erkennbar sind.

Phase 4 des Praetoriums. Copyright: Zsolt Vasáros (Narmer architecture, Budapest) / Gábor Nagy (Ungarn)

Antiker Städtebau: Das Praetorium und seine Umgebung

Die Ausdehnung des Palastareals kennen wir bis heute nicht genau. Da sich die Ausgrabungen stets auf die östlichen Gebäudeteile, die repräsentativen Räume und die Front am Rhein beschränken mussten, ist die Kenntnis der westlichen Bereiche, der Verwaltungsbauten und des Eingangsbereiches nicht gesichert. Möglicherweise erstreckte sich das Areal bis zur heutigen Hohe Straße. Am Laurenzplatz wurde von Gundolf Precht ein Torbau vermutet, der eine Bautradition bis zur Errichtung der mittelalterlichen Pfarrkirche St. Laurenz begründet haben könnte.
Im Süden des Praetoriums, über eine Hofanlage angebunden, liegt eine imposante Apsis. Sie kann vermutlich mit der Aula verbunden werden (einem großen öffentlichen Versammlungsgebäude), die in historischen Quellen genannt wird.
Noch weiter südlich schließen Reste umfangreicher Thermen das Grundstück zur heutigen Straße Obenmarspforten ab.


Rekonstruktion der Thermen im Kölner Praetorium. Abgebildet ist eine Rekonstruktion des römischen Statthalterpalast mit orangenen Dächern und weißen Wänden. Vor den Mauern des Gebäudes stehen bzw. laufen drei Menschen, die Gewände tragen.

Rekonstruktion der Thermen des Kölner Praetoriums. Copyright: Zsolt Vasáros (Narmer architecture, Budapest) / Gábor Nagy (Ungarn)

Statthalterpaläste und ihre Funktion

In den Statthalterpalästen war der gesamte Verwaltungsapparat der Provinz im Sinne einer Zentralverwaltung untergebracht. Dazu zählte auch die Leibgarde des Statthalters. Gleichzeitig dienten die Praetoria der Repräsentation, in erster Linie für den Statthalter und seinen Stab bei Empfängen und offiziellen Besuchen. In Köln gehörte auch eine Thermenanlage zu den Funktionsbereichen des Palastes. Während seiner Reisen in der Provinz hielt sich auch der Kaiser im Praetorium auf.
Die Palastareale im Westen dürften den eigentlichen Verwaltungstätigkeiten wie der Gerichtssprechung, dem Archivwesen, Verkehr- und Transport, dem Straßenbau und der Wasserversorgung und -entsorgung gedient haben.


Ein Riss an der Ostfassade des spätantiken Praetoriums im unterirdischen Rundgang von MiQua zieht sich durch die Mauer.

Setzriss in der Ostfassade des spätantiken Praetoriums. Foto: Axel Thünker, DGPh

Die Nutzungsgeschichte des Praetoriums in Köln

Bereits vor der Stadtwerdung Kölns im Jahre 50 n.Chr. errichtete man einen Großbau als Vorläufer der späteren Praetoria, zu Beginn des 1. Jahrhunderts. Er dürfte bereits als Verwaltungssitz fungiert haben und wurde bis zum 4. Jahrhundert stetig erweitert. Nach dem Ende der spätrömischen Präsenz am Rhein haben die Franken vermutlich Teile des Palastes weiter genutzt. Darauf deuten frühmittelalterliche Funde und die Nennung einer "regia" in den Schriftquellen hin. Große Setzungsrisse in den Fundamenten des Praetoriums haben vermutlich zum Ende der Nutzung geführt. Das Gebäude wurde danach nicht mehr instandgesetzt. Vielleicht liefern die neuen Ausgrabungen zu dieser Frage noch Indizien.

Eine Architekturskizze zum Zentralbau, dem Oktogon im Praetorium, so wie er später im Museumsgebäude von MiQua präsentiert wird. Das Oktogon des Praetoriums kann man von einer Aussichtsplattform betrachten.

Architektenentwurf zum Zentralbau, dem Oktogon im Praetorium. Grafik: Architekten Wandel, Loch, Götze, Wach

Die Ausstellung

Im Bereich des Praetoriums zeigt die Ausstellung später die Funde aus 70 Jahren Ausgrabung, im Kontext ihres Fundortes. Dazu erklären digitale Rekonstruktionen die Bauphasen und die antike Architektur vom 1. bis 4. Jahrhundert. Bauinschriften, Baumaterialien und die historischen Quellen zu den Statthaltern der jeweiligen Zeit runden die Geschichte ab.


Eine Rekonstruktion eines Mosaiks im Kölner Praetorium. Das Mosaik ist aus kleinen blau-orange-grauen Steinen zusammengesetzt und ergibt ein rundes Muster.

Rekonstruktion eines Mosaiks im Praetorium, Prof. Dr. Sebastian Ristow, Copyright: Zsolt Vasáros (Narmer architecture, Budapest) / Gábor Nagy (Ungarn)

Luxus und Ästhetik im Praetorium

Der Palast verfügte über eine luxuriöse Ausstattung; davon zeugen spannende Funde wie:

  • Wandmalerei
  • Fußbodenmosaiken
  • Säulen und andere Bauskulptur
  • Weihe- und Grabinschriften von Bediensteten des Statthalters.

Dieser Ausstellungsteil schließt mit einem Panoramabild der Stadtmauer und Rheinfront sowie Filmen zur Baugeschichte des Palastes ab. Das Ende der römischen Herrschaft bedeutete nicht das Ende des Palastes. Mit den Franken zogen im Frühmittelalter neue Herrscher ein, deren Geschichte zur mittelalterlichen Entwicklung des Viertels überleitet.

Video: Das Praetorium – UNESCO-Welterbe unter Tage

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Anlässlich des UNESCO-Welterbetags am 4. Juni 2023 besichtigten Dr. Thomas Otten, Direktor von MiQua, und Prof. Dr. Sebastian Ristow, Kurator für die Römerzeit und das Frühmittelalter im MiQua, die Welterbestätte Praetorium. Der Palast des römischen Statthalters, der Teil des UNESCO-Welterbes Niedergermanischer Limes ist und ein Highlight im MiQua sein wird, ist zurzeit allerdings noch Baustelle und daher geschlossen. Mit einem Rundgang durch das Praetorium geben uns die beiden Archäologen schon einen Vorgeschmack auf den zukünftigen archäologischen Rundgang von MiQua.

Bildergalerie Praetorium


Eine Architekturentwurf zur Ausstellung im Praetorium im zukünftigen Museumsgebäude von MiQua. Die Skizze zeigt einen Raum im unterirdischen Rundgang des Museumsgebäude. Exponate werden auf Säulen aufgestellt.

Architektenentwurf zur Ausstellung des Praetoriums. Grafik: Architekten Wandel, Lorch, Götze, Wach

Frontansicht eines Weihesteins, der mit warmen Licht beleuchtet wird. Im Hintergrund ist ein Ausstellungsraum abgebildet, der weitere römische Exponate zeigt.

Weihestein eines Bediensteten, vielleicht des Entenfängers. Foto: Historisches Archiv der Stadt Köln mit Rheinischem Bildarchiv

Der zentrale Saal des spätantiken Praetoriums, dem römischen Statthalterpalast im unterirdischen Rundgang von MiQua. Das Foto zeigt die römischen Mauerreste des Praetorium.

Der zentrale Saal des spätantiken Praetoriums. Foto: Axel Thünker, DGPh

Büste von Kaiser Augustus. Es ist nur der Kopf der Büste zu erkennen, im Hintergrund dunkles Licht.

Büste von Kaiser Augustus. Foto: Axel Thünker, DGPh

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